Biologische
Verunreinigungen der Luft von Innenräumen, sind in 6 verschiedene
Gruppen zu unterteilen:
1.
Pilze
(Schimmelpilze, Schwämme, Blastomyceten) sowie Bestandteile von
Ihnen (z.B. 1,3- b-Glucan)
und flüchtige Stoffwechselprodukte (z.B. MVOC). Selten
Dermatophyten (Hautpilze) von Haustieren oder dem
Menschen.
2. Bakterien
(z.B. Mycobacterium tuberculosis, Streptokokken,
Legionellen, Coxiella) und bestimmte allergie- und
entzündungsauslösende Bestandteile
von Ihnen (z.B. Lipopolysaccharide, Endotoxine)
3. Viren (z.B.
respiratorische Viren (RS-Viren), Influenza (Grippe),
Parainfluenza, Varizella (Windpocken) Rubella (Röteln))
4. Arthropoden,
Bestandteile und Exkremente derselben (z.B.
Hausstaubmilben, Vogelmilben)
5. Material von
Haustieren (Hautschuppen; Haare) sowie pflanzlichen (z.B.
Leinöl, Terpene) und weitere tierische Produkte (z.B.
Daunen, Seide)
6.
Gegebenenfalls Protozoen und
Algen sowie parasitäre Elemente
Obwohl aus
natürlichen "biologischen" Quellen stammend,
werden flüchtige organische Substanzen, die sich direkt aus
höheren Pflanzen freisetzen oder aus ihnen gewonnene werden (z.B.
Balsamterpene, Pinienterpene, Citrusöle etc.), in der
Regel nicht unter die Bezeichnung der biologischen
Verunreinigungen geführt, sondern unter dem Thema der
>Chemie< subsumiert.

Wirkungen
Auch biologisch
gebildete, dennoch als chemische Innenraumschadstoffe zu
bezeichnende Substanzen, können das ganze Spektrum der
"rein" chemischen Krankheitsbilder verursachen.
Darunter fallen chronisch- und akut - toxikologische, krebsauslösende oder
-begünstigende sowie allergische und reizende Erscheinungen. Von
allem von Pilzen werden gasförmige
Stoffwechselprodukte (sogenannte mikrobiologisch
gebildete, flüchtige organische Substanzen, MVOC bzw.
MFOV)
gebildet. Neben Geruchsbelästigungen ergibt sich aus
Ihnen ein
bisher allerdings wissenschaftlich noch nicht
quantifizierbares Reizpotential auf
Schleimhäute.

Allergische
Wirkungen
Von den oben
angeführten Gruppen
1;2;4 und 5 geht ein erhöhtes Risiko allergischer
Reaktionen aus (siehe Hauptmenü oben >Allergie<). Dabei
spielen oft partikuläre, also mehr oder weniger
staubförmige Partikel in den sogenannten
Bioaerosolen eine Rolle. Namentlich Lipopolysaccharide aus
der Zellwand von gramnegativen Bakterien und 1,3- b-Glucan
vornehmlich aus der Pilz-Zellwand, sind hier zu nennen.
Diese Stoffe stellen bereits gut untersuchte biologische
Bestandteile dar, welche in der Hauptsache
mitverantwortlich für allergische Erscheinungen zu machen
sind. Weiterhin stellen die gut luftgängigen Sporen
von Schimmelpilzen, aber auch gelegentlich von Schwämmen
und Porlingen, ein deutliches, allergenes Potential dar.
Auch flüchtige organische Verbindungen aus höheren
Pflanzen (mono- und bicyclische, gesättigte und
ungesättigte Terpene) sind oft im hohen Maße allergen
wirksam.

Kanzerogene
Wirkungen
Das
möglicherweise von Pilzen ausgehende Risiko durch
Mykotoxinen (Pilzgifte) als krebsauslösende Stoffe im
Innenraumbereich, läßt sich bei der derzeitigen
wissenschaftlichen Lage noch nicht abschließend
einschätzen. (mehr Infos unter www.umweltmobil.de)
Auch
verschiedene Viren bergen ein bewiesenes oder angenommenes
Krebspotential. Innenraumhygienisch treten diese jedoch
nicht in signifikante Erscheinung.

Infektionsgefährdung
Von
den in Gruppe 1 genannten Organismen (Pilze), sind
in unseren Breitengraden fast
ausschließlich die Schimmelpilze bis zum gewissen Grade
in der Raumluft, als infektionstüchtig für den
Menschen zu bezeichnen. Einen Sonderfall stellen Hautpilze
(Dermatopyten) dar (z.B. Trichophyton spec., Epidermophyton spec.,
Mikrosporum spec., Malesszia spec. etc.), auf die jedoch
an dieser Stelle nicht gesondert eingegangen wird. Auch
Blastomyceten und Actinomyceten (Candida spec.,
Sporotrichum, Actinomyces spec. sowie Nocardia spec.) können
im Einzelfall eine Rolle spielen, sind aber nicht als
typisch für Innenraumluft - Verunreinigungen in Mittel-
und Nordeuropa anzusehen.
Hier müssen in der Regel direkte Infektionsherde bzw.
Überträger vorhanden sein, also bereits infizierte Tiere
oder Menschen. Dennoch sind spezielle
Arbeitsbereiche bei Kompostier- und
Wertstoffsortieranlagen betroffen. Die meisten
pilzartigen Krankheitserreger
werden jedoch nur direkt oder indirekt bei Kontakt
übertragen. Vor allem in unseren kühleren und
gemäßigteren Breitengraden sind diese Erreger in der
Raumluft eher selten bzw. fast nie anzutreffen, da viele
offensichtlich an höhere Temperaturen, wie sie in oder an
Warmblütern (>ca. 35°C) anzutreffen sind, adaptiert,
also angepasst sind. Trockenheit, UV-Strahlung,
Nährstoffmangel, Ausdünnung etc. führen beim größten
Teil derartiger Mikroorganismen schnell zum Verlust der
Infektionstüchtigkeit. Auch die
Infektionstüchtigkeit von Schimmelpilzsporen wird häufig
überschätzt. So stellen die Sporen der Schimmelpilze
keine Überdauerungsformen, wie die der Bakterien dar, und
sind als sogenannte Verbreitungsformen in der Umwelt nur
kurzzeitig vital, das heißt lebensfähig und damit
gegebenenfalls auch infektionstüchtig. Vereinfacht
gesagt, brauchen Pilze aus der Umwelt, die für eine
Besiedlung bzw. Infektion der äußeren
Warmblüterschichten, namentlich des Menschen (Haut,
Schleimhaut), in Frage kommen, gute Wachstums- und
Vermehrungsfähigkeiten bei Temperaturen von ca. >34°C
und für innere Infektionen bei >36°C. Selbst
dies alleine reicht nicht aus, sind doch gesunde Menschen
mit einem gut funktionierenden Immunsystem (sog.
Immunkompetente) durchaus in der Lage, Infektionen
abzuwehren bzw. gar nicht erst zustande kommen zu lassen. Einen
Sonderfall bei der Betrachtung von Infektionsgefährdungen
durch die Luft stellen raumlufttechnische Anlagen (RLT)
dar. Hier kann es infolge von mit Pilzen bewachsenen
Befeuchtungseinrichtungen, Kondensationspunkten und
Filtern zu einem massenhaften Eintrag von Sporen oder
anderen Pilzbestandteilen der Raumluft kommen. Mehr detaillierte Infos zu
Schimmelpilzen und allen Arten von Pilzinfektionen
sind unter www.umweltmobil.de/schadstoffe
unter >Schimmelpilze< zu erhalten.
Bei
den in Gruppe 2 angeführten Bakterien, stehen
viele mögliche Krankheitserreger im Vordergrund. Nur
wenige jedoch können in der Umwelt lange überleben und
über die Raumluft oder kontaminierte Oberflächen zu
Folgeinfektionen beitragen. Bei den meisten ist wiederum
das Vorhandensein einer direkten Infektionsquelle
(infizierter Ausscheider bzw. Träger) oder eines
Überträgers (Vektor) notwendig. Einige wenige Bakterien
sind jedoch in der Lage, über einen längeren Zeitraum in
der Umwelt ihre Infektionstüchtigkeit zu behalten. Hier
sind die Mykobakterien (Mycobacterium spec. z.B.
tuberculosis, Nocardia spec. u.a.) zu nennen oder auch
Sporen verschiedener Clostridien (Clostridium spec.) und
Bazillen (Bacillus spec.) mit ihren unterschiedlichsten
Gefährdungs- bzw. Infektionspotentialen. Ihnen
gemeinsam ist die mehr oder weniger gut ausgebildete
Resistenz gegen die zum Teil bereits oben angeführten
Faktoren Temperatur, Trockenheit, Nährstoffmangel,
UV-Strahlung etc.. Einen Sonderfall stellen auch
hier wieder raumlufttechnische Anlagen (RLT) dar. Hier
kann es ebenfalls infolge von mit Bakterien bewachsenen
Befeuchtungseinrichtungen, Kondensationspunkten und
Filtern zu einem massenhaften Eintrag von
infektionstüchtigen Bakterien (z.B. Legionella spec.,
Pseudomonas spec., Actinomyceten) oder ihren
Bestandteilen, in die Raumluft
kommen.
Die
in Gruppe 3 genannten Viren stellen geradezu ein
Paradebeispiel für die Infektionsübertragung durch die
Luft dar. Auch hier sind jedoch Infektionsquellen in Form
bereits Infizierter Individuen notwendig; relevante Viren
aus Umweltmaterialien oder deren mikrobiologischen
Besiedlung, kommen bekanntermaßen nicht vor.
Allerdings bedarf es bei viralen Erregern eine in der
Regel erheblich geringeren Infektionsdosis, als dies bei
anderen Krankheitserregern der Fall ist.
Bei
Gruppe 4 - Arthropoden - spricht man nicht von
einer Infektion, jedoch kommt es vereinzelt in von Vögeln
bewohnten Dachstühlen zu einem massenhaften Auftreten von
Vogelmilben auch in den unteren Hausbezirken. Mangels
geeigneter Wirte wird der Mensch als >Fehlwirt<
heimgesucht und durch allergisch-entzündliche Reaktionen
an den Eintrittstellen dabei erheblich belästigt.
Innerhalb
der Gruppe 5 kommen die angeführten Parameter
lediglich als Überträger der unter Gruppe 1 genannten
Infektionserreger in Frage.
Gruppe
6 wiederum birgt keine eigentlichen
Infektionsrisiken im Innenraumhygienischen Sinn bezogen
auf Raumluft. Denkbar wäre eine parasitäre Infektion
über die sich im Hausstaub befindlichen Wurmeiern oder
Cryptosporidien (durch sich im Haus befindlicher Tier- und
Vogelkotreste). Praktisch sind diese Fragestellungen eher
nicht von Belang.
|